
Staatsanwaltschaft ermittelt
Das Vorzeigeprojekt in Kirchweidach an der Grenze zu Österreich ist plötzlich .ins Zwielicht geraten. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung. Es geht um viele hundert Tonnen Bohrschlämme, die bei der Bohrung angefallen sind. Als Abfallstoff hätten sie längst ordnungsgemäß auf entsprechenden Deponien oder gar unter Tage entsorgt werden müssen. Das ist nicht passiert. Die Geoenergie Bayern als Konzessionsinhaber hat sie stattdessen, nur einige Kilometer von der Bohrstelle entfernt, in einer Kiesgrube zwischengelagert. Später sollten zumindest Teile davon an Landwirte abgegeben werden — als Dünger für deren Felder. Versuchshalber wurden im November bereits einige Tonnen Bohrschlamm auf einem Acker ausgebracht. Als ein in Österreich übliches Verfahren bezeichnet das der Geschäftsführer. Er legt Wert darauf, ein sehr schonendes Bohrverfahren ohne chemische Zusätze einzusetzen. Zudem wird durch eine wasserführende Kalkschicht gebohrt und Kalk sei ja ein ausgezeichneter Dünger. Insider indes vermuten, die Geoenergie habe sich vor allem etliche zehntausend Euro Entsorgungskosten sparen wollen. Zumal die Vorschriften in Deutschland eindeutig sind. Bohrschlämme sind hierzulande nicht als Basis für Düngemittel zugelassen. Und sollten sie tatsächlich - im Sinne der Kreislaufwirtschaft — auf Äckern ausgebracht werden, müssen sie ein sehr aufwändiges Kontrollverfahren durchlaufen, damit von ihnen ganz gewiss keine Umweltgefahren ausgehen. Aber selbst dann beurteilen Experten eine solche Entsorgung sehr skeptisch. Nach ihrer Überzeugung hat sie keinerlei Vorteile für die Fruchtbarkeit des Bodens und damit für die Landwirte. In keinem Fall aber dürfen Bohrschlämme — und sei es nur versuchshalber - auf einem Acker ausgebracht werden, ohne dass das jeweilige Landratsamt oder das Bergamt Südbayern als zuständige Aufsichtsbehörden davon etwas wissen. Das Gleiche gilt für jede Zwischenlagerung. So ist die Aufregung groß im Landratsamt Altötting, aber auch bei der Regierung von Oberbayern, wo das Bergamt angesiedelt ist. Zumal auch die Polizei gegen die Geoenergie Bayern ermittelt. Das Wasserwirtschaftsamt Traunstein hat inzwischen die Behörden wissen, lassen, dass der Bohrschlamm schnellstens aus der Kiesgrube abtransportiert werden solle. Bei der Geoenergie bemüht maxi sich denn auch nach Kräften um Schadenbegrenzung. Als Erstes wurde den für die Entsorgung des Bohrschlammes verantwortlichen Mitarbeiter von seinen Aufgaben entbunden. Und den Bohrschlamm selbst wolle man natürlich korrekt entsorgen.
|
Pressespiegel |
 |
 |
Sünden am Bohrloch
|
Süddeutsche Zeitung, 4. März 2011
|
|
|