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Landau
21. April 2011
Wirschaftlicher Betrieb fraglich
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Landauer Geothermiekraftwerk leistet Pionierarbeit

Nach der Katastrophe in Japan rücken die neuen Energieformen wieder schneller in den Fokus als ursprünglich geplant. Die Rheinpfalz berichtet in einer Serie über den aktuellen Stand verschiedener Projekte, unter anderem der Geothermie:
… Auch in der Südpfalz ist man seit Langem auf der Suche nach Alternativen. 2007 schien man der Lösung ein Stück näher gekommen zu sein. Nach dreijähriger Bauzeit wurde die Inbetriebnahme des ersten industriell betriebenen Geothermie-Kraftwerks in Landaus Süden regelrecht gefeiert. Eigner der Anlage sind die Pfalzwerke und die Energie Südwest je zur Hälfte.
Mit einer Thermalwasser-Temperatur von 160 Grad und einer Fördermenge von 50 bis 70 Litern pro Sekunde könne es 6000 Haushalte mit Strom und 300 mit Wärme versorgen, hieß es beim Projektstart. Geothermie spiele eine wichtige Rolle im Versorgungskonzept der Zukunft und im Mix erneuerbarer Energien. Sie sei eine bedeutende Ergänzung für sichere Versorgungsstrukturen, betonte Umweltministerin Margit Conrad bei der Eröffnung der Anlage in der Eutzingerstraße. Zumal die Voraussetzungen für diese CO2-neutrale und grundlastfähige Art der Energiegewinnung im Oberrheingraben optimal seien.
Im August 2009 informierte der damalige Vorstandschef der Energie Südwest, Eckhard Reeh, die Kinderkrankheiten seien überwunden, gleichwohl beschere die Anlage den Eignern immer noch Verluste.
Zu einer Verbesserung der Situation wenig bei trugen die beiden Erdbeben vom August und September 2009. Nicht nur, dass die von der Landesregierung eingesetzte Expertenkommission im Dezember 2010 bestätigte, dass die Erdwärmeförderung Ursache für die Erdstöße war. Die nach den seismischen Ereignissen von Mainz gemachten Auflagen - unter anderem ein gedrosselter Druck und eine niedrigere Fließrate sowie eine Aufstockung der Versicherungssumme - führen dazu, dass an eine Wirtschaftlichkeit der Anlage bis heute nicht zu denken ist. Und auch das Vertrauen in diese Art der Energiegewinnung ist für weite Teile der Bevölkerung nach den Erdbeben erschüttert. So haben sich in Landau Menschen zu einer Bürgerinitiative gegen Geothermie (BI) zusammengeschlossen, die das Kraftwerk für Risse an ihren Häusern verantwortlich machen. Aber auch in anderen Gemeinden in der Südpfalz, in denen weitere Anlagen geplant sind wie in Freckenfeld, Schaidt oder Steinweiler, regt sich massiver Widerstand gegen solche Projekte. Um die Auseinandersetzung nicht noch weiter hochkochen zu lassen, hat das Land im Januar ein Mediationsverfahren gestartet, das alle Parteien an einen Tisch bringen soll. Es verpflichtet die Betreiber künftiger Projekte zum Stillhalten, erlaubt der Anlage in Landau jedoch den Betrieb. Nicht zuletzt deshalb verweigern sich die BI Landau und Steinweiler dem Verfahren.
„Wir sehen die Geothermie inzwischen als Pilotprojekt und nicht mehr als industrielles Werk”, sagte Thomas Waßmuth, Vorstand der Energie Südwest, auf Anfrage der Rheinpfalz Nach den Beben sei diese Art der Energiegewinnung eben nicht mehr unumstritten. Gleichwohl sei man mit der angepassten Fahrweise über ein Jahr störungsfrei und gut gefahren. „Ich bin immer noch überzeugt, dass man das Kraftwerk so betreiben kann, dass es an der Oberfläche zu keinen Schäden kommt.” Ob solch ein Betrieb allerdings auf Dauer wirtschaftlich machbar sei, sei fraglich, sagte Waßmuth. Sicherheit und Wirtschaftlichkeit würden geprüft, die Zukunft des Engagements in diesem Sektor von diesen beiden Faktoren abhängig gemacht.
Trotz der Widrigkeiten hat das Kraftwerk auch Leistung erbracht. Wie Christian Lerch, Geschäftsführer der Betreiberfirma Geox GmbH, auf Anfrage mitteilt, beträgt die maximale Leistung 3,8 Megawatt, die Anlage bringt es auf 7600 Betriebsstunden im Jahr und versorgt 6000 Haushalte mit Strom. Bei der Fernwärme sind es rund fünf Megawatt an Leistung und 300 versorgte Haushalte. Die gesamte Anlage spart somit 11.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ein. Aktuell gehe man davon aus, dass auch das Quartier Vauban und der geplante „Wohnpark am Ebenberg” mit Fernwärme versorgt werden könnten, rund 750 Haushalte insgesamt, so Waßmuth.
Seit Mitte März steht das Kraftwerk jedoch still. Grund dafür ist, dass der Ersatz für eine Turbinenwelle beim Hersteller in Israel nach Maß gefertigt werden muss und erst in der vergangenen Woche per Luftfracht in Deutschland ankam. In dieser Woche werde die Welle eingebaut und das Kraftwerk wieder in Betrieb genommen, so der Geox-Geschäftsführer.
Auch die Fernwärmeauskopplung ist derzeit ausgeschaltet. Das Rohrleitungssystem müsse verbessert werden, informierte Lerch. So müssten am Wärmetauscher vom Thermalwasser zum Fernwärmekreislauf Umbauten vorgenommen werden, die im zweiten Quartal abgeschlossen sein sollen. Die Fernwärmeversorgung werde derzeit über das Ersatzheizwerk sichergestellt. „An diesen Dingen merkt man eben, dass wir hier Pionierarbeit leisten”, so Lerch

Pressespiegel
Dampf im Kessel Rheinpfalz, 21. April 2011