
Leserbriefe an die Schwetzinger Zeitung
Als Reaktion auf das Interview mit Sabine Pierau von Geoenergy druckte die Schwetzinger Zeitung zwei Leserbriefe ab. Bloß eine Veralberung der Bürger? Geothermie Brühl: "Bedenken der Bürger sind berücksichtigt"? So titelte die Schwetzinger Zeitung am 22. Dezember bei einem Interview mit der Chefin der Firma Geoenergy. Dazu müsste man ja wohl die Bürger selbst hören. Das soll uns immer wieder eingeredet werden. Der Reihe nach: Von S. Pierau von Geoenergy erfahren wir in diesem Interview, dass die entscheidende Genehmigung zur Tiefenbohrung vom Bergamt Freiburg unmittelbar bevorstehe und dass dann gebohrt und gebaut werden soll. Sie will uns zum x-ten Mal weismachen, dass eigentlich alles berücksichtigt und sicher wäre. Wenn dann aber doch etwas passieren sollte, dann greife das seismische Monitoring, mit dem man entweder alles abstreiten oder bestätigen könne (in beiden Fällen ist der Hausbesitzer aber letzten Endes der Dumme, weil er sich entweder mit der Firma Geoenergy oder der Versicherung herumschlagen muss. Seinen Hauptschaden: Die Unbewohnbarkeit oder Unverkäuflichkeit der Immobilie ersetzt ihm nämlich niemand) und der Ombudsmann der Gemeinde, der einen Interessenausgleich zwischen Geschädigtem und Versicherung sucht, wobei der Geschädigte letzten Endes wieder der Dumme ist, weil er bestenfalls nur einen Teil seines Schadens ersetzt bekommt. Wer möchte in einer solchen Gegend unter solchen Umständen denn noch wohnen? Wie ersetzt man im schlimmsten Fall einem Geschädigten seine Heimat? Die Sicherheit, die hier vorgegaukelt wird, gibt es nicht, kann es nicht geben bei einem solchen Projekt. Auch die Brühler Planung geht in wesentlichen Punkten von Mutmaßungen aus. In Staufen, Landau und andernorts gingen die Planer vorher auch von bestimmten Sicherheitsüberlegungen aus (aber ganz sicher auch von ihren geschäftlichen Interessen); wenn dann doch etwas schief gegangen ist, will keiner mehr den Kopf hinhalten. In Staufen wird nach langem, langem Hin und Her jetzt notdürftige Hilfe geleistet von Land und Kommunen (wo bleibt dabei eigentlich die Verursacherfirma?). Mit dem oben erwähnten Hauptschaden werden die Geschädigten alleingelassen. Von wem kommt die genannte notdürftige Hilfeleistung? Vom Steuerzahler (auf Landes- und kommunaler Ebene), also wieder auch vom geschädigten Bürger! Immer wieder ist es der Steuerzahler, der für die Gewinnsucht und Kurzsichtigkeit anderer geradestehen soll. Verstehen Sie, liebe Leserinnen und Leser, wie Politikverdrossenheit zustande kommt? Jedenfalls scheinen mir in Brühl Bürgermeister und Parteien, die jetzt noch, nach allem, was sich jüngst auf diesem Gebiet ereignet hat, dieses Vorhaben unterstützen, nicht mehr wählbar zu sein, zumal begründete Bedenken, ja Ängste und Proteste der Bevölkerung, nicht ernst genommen werden. Vor nicht langer Zeit ist das Expertengutachten bekannt geworden, das einen Zusammenhang von Geothermie und Erdstößen in Landau bestätigt. Was muss denn noch alles geschehen, ehe man klüger wird und den Irrweg auf diesem Gebiet einsieht, in den man sich verrannt hat? Jedenfalls werden sich alle Verantwortlichen, die dieses Vorhaben beantragt, befürwortet, unterstützt und genehmigt haben (Firma Geoenergy, Gemeinde Brühl, Behörden, nicht zuletzt auch das Bergamt in Freiburg) im Schadensfall vorhalten lassen müssen, dass die Risiken und Gefahren, denen man die Bürger von Brühl und Umgebung aussetzt, zum jetzigen Zeitpunkt der Genehmigung durch das zuständige Bergamt zur Genüge bekannt waren. Übrigens: Raffinierter hätte Frau Pierau medienorganisatorisch den Termin des Interviews nicht wählen können: unmittelbar vor der Feiertags- und für viele auch Urlaubspause. Aber ist es bisher nicht immer so gelaufen in dieser Sache: Verschleierung beziehungsweise Geheimhaltung wichtiger Teilaspekte des Vorhabens; Überrumpelung und vollendete Tatsachen für die Bürger! Bürger von Brühl, wollen wir uns das auf Dauer gefallen lassen? A. S. Brühl
Das ist unverschämt! Die Bedenken der Bürger sind berücksichtigt" so tönt Frau Pierau, Leiterin des geplanten Geothermie-Kraftwerks im Interview. Als Begründung führt sie unter anderem an: Bei kleineren Schäden bis 2 500 Euro könne der Ombudsmann entscheiden und bei größeren Schäden würde er zusammen mit einem Versicherungsfachmann eine Entscheidung fällen und hätte dabei im Zweifel das letzte Wort. Wo lebt diese Frau? Schon kleinste Bagatellunfälle im Verkehr verursachen nicht selten Schäden, die weit über die Summe von 2 500 Euro hinausgehen und im Falle eines Falles werden die Gebäudeschäden mit Sicherheit darüber hinausgehen. Dann soll der Ombudsmann das letzte Wort haben? Ist Frau Pierau wirklich so naiv, zu glauben, dass Versicherungen sich bei Millionenschäden - und das können leicht die in Frage stehenden Größenordnungen sein - dem Urteil eines Ombudsmannes unterwerfen, die Zahlungen nicht verweigern und auf den Klageweg verzichten? Der Geschädigte hat im Zweifel das Nachsehen! Wo ist vertraglich geregelt, dass der Ombudsmann in der Tat "das letzte Wort hat" und die Versicherungen dann klaglos zahlen? Wieso verweist Frau Pierau im Interview nicht auf eine solche vertragliche Regelung und legt diese für alle offen? Wie hoch ist denn überhaupt die vertragliche festgelegte Versicherungssumme? Frau Pierau erwartet keine "seismischen Ereignisse" oder andersartige Probleme. Das war in Basel, Landau und Staufen seitens der Verantwortlichen auch der Fall - wohlgemerkt, alles gutachterlich abgesichert. Heute kommen (die gleichen?) Fachleute zu dem Schluss, dass die Schäden mit den dortigen Geothermie-Anlagen zusammenhängen. Die Geschädigten warten aber immer noch auf einen materiellen Ausgleich für die Schäden, denn letztlich verantwortlich will dafür natürlich keiner sein. Über die Probleme mit Landau weiß Frau Pierau nach eigenem Bekunden nicht mehr als ein interessierter Zeitungsleser. Eine solche Aussage lässt tiefe Rückschlüsse auf die Fachkompetenz der Betreiber der Firma Geoenergy zu. Von einer soliden Firma sollte man doch erwarten können, dass sich die Verantwortlichen über die Ursachen von Schadensfällen bei anderen Geothermie-Anlagen vor Ort und ganz genau informieren, um daraus zu lernen und diese zukünftig zu vermeiden. Offenkundig ist die geplante Anlage in Brühl aber eine erste Pilotanlage der Firma, die bisher keine einzige erfolgreich abgeschlossene Referenzanlage aufweisen kann. Brühl als Versuchsobjekt?! Risiken und Nebenwirkungen werden dabei allein von der Bevölkerung getragen. Obwohl unwissend, erweckt Frau Pierau den Eindruck, bei der geplanten Anlage in Brühl seien im Vergleich zu Landau exakte Voruntersuchungen vorgenommen worden und die Seismik sei hier recht gut bekannt. Als ob dies in Landau nicht auch bis zum Auftreten des Bebens der Fall gewesen wäre. Aber Frau Pierau weiß ja darüber nichts. Sie weiß offenkundig auch nicht - oder will es nicht zugeben -, dass es auch ohne Druckaufbau im Untergrund, das heißt bei Zirkulation des Wassers durch die beiden Bohrungen zu "induzierter Seismizität", vulgo Erdbeben, kommen kann, über die die Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe urteilt, dass es noch eine Vielzahl offener Fragen gebe. Der Inhalt der Interviewausführungen von Frau Pierau kann ab-schließend nur als Versuch einer Veralberung der Bürger von Brühl und Umgebung angesehen werden. K. J. Oftersheim
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