
Leserbriefe in der Schwetzinger Zeitung
Zwei Leserbriefe in der Schwetzinger Zeitung äußern sich kritsch zu zwei anderen Leserbriefen (siehe oben): Geothermie-Anlage in Brühl: Immer beide Seiten der Medaille betrachten und sich nicht vor den Karren spannen lassen - Ein Plädoyer in Sachen Geothermie Erneut war in der SZ vom 30. Dezember die Geothermie im professoralen Zangengriff - ich meine die beiden Leserbriefe aus Brühl und Oftersheim. Aber anstatt Fakten zu wägen, wie es die Vorgehensweise von Wissenschaftlern ist, wird im einen Brief der »Bestand der Heimat« infrage gestellt und dem Bergamt in Freiburg, bei dem der gesammelte Sachverstand konzentriert ist, noch Interessenskonflikte unterstellt. Der Gemeinde Brühl und Betreiber Geoenergy sowieso. Auch im zweiten Brief leider kein verwertbarer Fakt. Alle Beteiligten an dem Projekt haben laut den Briefen nur unlautere Motive. Damit kann man jedem nicht ganz informierten Bürger leicht Angst einjagen: Finstere Mächte ziehen durch das Land und wollen Brühl und Ketsch (und Oftersheim?) nicht verantwortbaren Risiken (Erdbeben) aussetzen. Vor kurzer Zeit gab es in der Umgebung von Wiesbaden ein »natürliches« Erdbeben mit 3,5 Punkten auf der Richterskala. Sachschäden = 0, Personenschäden = 0. Nach allem, was mir bekannt ist, liegt die »induzierte Seismizität« in Landau und anderswo sehr weit darunter. Die Wahrscheinlichkeit von Schäden? Gegen Null. Um was geht es eigentlich: Jedem müsste klar sein, dass wir mutig auf eine CO²-ärmere Energieversorgung umsteigen müssen. Was sagen wir unseren Kinder und Enkeln, die uns fragen: "Was habt ihr getan, als noch Zeit war?" Wir müssten sagen: "Wir haben aus kleinlichen Ängsten heraus ein Warmwasserreservoir unter unseren Füßen nicht genutzt, so wie sich andere gegen neue Stromleitungen gewehrt haben, die erneuerbare Energie von den Küsten ins Landesinnere transportieren sollten. Stattdessen haben wir immer mehr Strom verbraucht und aus Angst vor Neuem das schlechte Alte fortgeführt." Wir müssten es schaffen, die Skandalisierung und Emotionalisierung aus dem Thema rauszunehmen, die Fakten sorgfältig wägen - und, wenn die technischen Voraussetzungen da sind, das ökologisch wertvolle Werk bauen. Ich wünsche den Initiatoren das nötige Durchhaltevermögen. H.K. Ketsch
Es bleibt ein merkwürdiges Gefühl Ich fühle mich natürlich nicht wohl bei dem Gedanken, dass jemand unter mir in der Erde herumbohrt. Ich will das auch nicht haben, denn ich stehe auf dieser Erde und nichts Schlimmeres, als wenn einem dieser sichere Standplatz oder sein zuhause genommen wird. Ich will natürlich auch keine Erdbeben, denn das bedroht mich ja. Diese Ängste, die mir niemand nehmen kann! Ich habe auch kein Vertrauen zu den meisten Politikern. Bisher war ich der Meinung, das reicht, um gegen Geothermie mit einer Tiefbohrung zu sein. Aber nicht nur seit den letzten Presseberichten und den Leserbriefen der beiden Professoren frage ich mich, ob ich mich da nicht vor einen Karren spannen lasse, den ich mit der Ladung nicht ziehen will? Ich habe mich ein wenig mit dem Thema beschäftigt. Wenn heute jemand Staufen als Beispiel anführt, so sehe ich, dass derjenige sich wenig mit dem Thema beschäftigt hat. In Staufen wurde ein Loch gebohrt, das nicht einmal so tief ist, wie einige Brunnen in unserer näheren Umgebung. In Mannheim und Ludwigshafen sind einige Brunnen über 200 Meter tief. Da hat niemand protestiert. Das Loch in Staufen war 140 Meter tief. Aus den Brunnen hier werden jährlich viele Millionen Kubikmeter Wasser herausgesaugt. Dadurch verändern sich die Druckverhältnisse im Boden, davon können Häuser, besonders bei Erschütterungen, Risse bekommen. Sind einige Risse an Häusern davon? Der Rohstoff sauberes Wasser, den es hier bei uns so reichlich gibt, wird von einigen Unternehmen, die gewinnorientiert arbeiten, bis weit hinter Frankfurt verkauft. Sie bekommen diesen Rohstoff aus unseren Boden kostenlos und verkaufen ihn - und davon immer mehr - gewinnorientiert eben! Die Menschen mit Rissen in den Häusern - wie sollen sie beweisen, dass die Risse vielleicht davon kommen, dass zu viel Wasser entnommen wird? Noch gibt es kein Geothermiekraftwerk. In Zukunft ist an allem Rissen die Geothermie schuld! Apropos Geothermie in Landau: Ich hab mir das Werk angesehen. Die sagen: Es ist nicht bewiesen, dass die Erdbeben von der Geothermie kommen! Es gab sie auch vorher schon. Sie sagen auch, dass Landau gegen Brühl ein Großkraftwerk ist und die beiden nicht miteinander zu vergleichen sind - andere Technik. Von den Brühlern laufen über 2000, ohne dass davon etwas in der Zeitung steht. Es blieb trotzdem ein merkwürdiges Gefühl! Weiter hieß es von den Gegnern der Geothermieanlage: Das Wasser, das für die Geothermieanlage aus der Erde gepumpt wird, ist radioaktiv verseucht. Dieses Argument hat mich wie jeden erschreckt. Wer will schon neben sich oder neben der Schule ein Kraftwerk, das atomar verseucht ist. Heute weiß ich, dass das, reine Angstmache war. Das Nordseeöl wird aus der gleichen Tiefe gefördert und wir fahren es unter unserem Rücksitz im Auto herum und setzen unsere Kinder darauf. Angstmache - warum wird hier so übertrieben? Reicht denn nicht die Vorstellung, dass unter mir jemand ein Loch bohrt? Warum versuchen hier Leute, mir noch mehr Angst zu machen? Was ich auch nicht verstehe, ist, dass in Mannheim aus den Kaminen der Kraftwerke jetzt schon, ohne das Neue, sehr viel Energie in die Luft geblasen wird. Mit dieser Energie könnte man mehr als 100 dieser kleinen Geothermieanlagen betreiben. Aber die Kraftwerke müssen ja gewinnorientiert arbeiten. Für die teure Energie und die Umweltverschmutzung zahlen die Menschen, die Energie verbrauchen - also wir. Warum fordert denn niemand, dass die Energie, die hier einfach in die Luft geblasen wird, uns kostengünstig zur Verfügung gestellt wird? Damit könnte Geothermie sehr schnell unwirtschaftlich werden. Diese Alternative fordert niemand. Warum? Was ist Angstmache und was ist Wahrheit? Wenn ich gegen Geothermie bin, lasse ich mich nicht vor einen Karren spannen, auf dem die rücksichtslose und gewinnorientierte Energiewirtschaft sitzt? G.M. Ketsch
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